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Mittwoch, 22. November 2017

Gerechtigkeit – eine praktische Sache Kommt etwas nach der Rechtfertigung?


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Der Glaube rechtfertigt allein, aber er bleibt nicht allein.
Als Martin Luther am 18. April 1521 sein mutiges Bekenntnis vor dem Kaiser, den Fürsten und Theologen abgegeben hatte und jeglichen Widerruf verweigerte, rief das spanische Gefolge des Kaisers: „Ins Feuer mit ihm!“ Er aber warf die Arme empor und rief: „Ich bin hindurch, ich bin hindurch.“

Was Gerechtigkeit aus dem Glauben bedeutet
„Siehe, Neues ist geworden.“ (2 Kor 5,17)
Dieses dramatische Ereignis aus der Geschichte der Reformation stellt eine anschauliche Illustration dar für das, was Rechtfertigung aus dem Glauben bedeutet. Luther hatte zwar keinen Freispruch empfangen, aber er hatte mutig vor dem Gericht standgehalten. Vor Gottes Richterstuhl vermögen auch wir aufgrund des Heilswerkes Christi standzuhalten und werden sogar freigesprochen. Im Glauben haben wir das persönliche Gericht schon hinter uns und sind „vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ (Joh 5,24)
Aber zwischen menschlichen Urteilen und Gottes Urteil besteht ein großer Unterschied. Ein menschlicher Richter kann nur freisprechen, der göttliche Richter aber vermag auch neu zu schaffen. Gottes Freispruch ist ein schöpferisches Urteil, das den natürlichen Menschen zu einem geistlichen Menschen umgestaltet: Die Gläubigen sollen werden, was sie schon sind! Gerecht gesprochen sollen sie nun auch gerecht leben. Für den Reformator bedeutete beides „Rechtfertigung im Vollsinn“.
Wir sprechen heute von „Rechtfertigung“ (Sündenvergebung) und „Heiligung“ (Sündenüberwindung). Ellen White nennt das christliche Leben „ein Leben des Glaubens, des Sieges und der Freude in Gott“. Auf wunderbare Weise beginnt ein neues Leben.
Mit dem Glauben ergreifen wir Jesus Christus und unterstellen uns der Herrschaft Gottes. Christus und der Heilige Geist wirken in uns ein pulsierendes, dynamisches, geistliches Leben. Dieses Leben ist Frucht und Zeugnis des empfangenen Heils. Es dient zur Ehre Gottes und zum Wohl des Mitmenschen, denn der Glaube ist, wie der Reformator sagt, „ein göttliches Werk in uns, das uns wandelt und neu gebiert aus Gott (Joh 1,13), und tötet den alten Adam, macht aus uns ganz andere Menschen von Herzen, Mut, Sinn und allen Kräften und bringt den Heiligen Geist mit sich. O, es ist ein lebendig, geschäftig, tätig, mächtig Ding um den Glauben, dass es unmöglich ist, dass er nicht ohne Unterlass sollte Gutes wirken. Er fragt auch nicht, ob gute Werke zu tun sind, sondern ehe man fragt, hat er sie getan und ist immer im Tun.“

Ein Leben, das Gott ehrt
„So werden auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.“ (Röm 6,4 EB)
Diese Neuheit des Lebens ist zwar eine Folge des durch den Glauben empfangenen Heils, aber sie ist dennoch notwendig, wenn das christliche Leben glaubwürdig sein soll. Gott zielt in seinem Heils- werk nicht nur auf Vergebung, sondern auch auf Veränderung.
Erfolgt das Gerechtsein vor Gott im Augenblick des Glaubens und ist damit abgeschlossen, so erfolgt das Gerechtwerden in der Welt in einem Prozess, der das ganze Leben andauert.
Dieser Prozess beginnt mit der Herrschaft Christi über das Leben des Gläubigen. Sie stellt, wie Luther sagt, den „Anfang der neuen Schöpfung“ dar. Nachdem der Gläubige rechtsgültig gerecht geworden ist, bewirkt Christus durch den Heiligen Geist Tag für Tag ein gottgefälliges Leben.
Gott wirkt am Sünder wie der „barmherzige Samariter“, der dem von Mördern Beraubten und Verwundeten das Leben rettete. So wie sich der Samariter nicht scheute, einem Juden zu helfen, scheut Gott sich nicht, die in der Gottferne leben- den Menschen zu lieben (Röm 5,8). Dies tut er mit der Absicht, sie auch endgültig zu erretten (Röm 5,10). Und so wie der Samariter alles tat und be- zahlte, was zur Heilung des Verwundeten notwendig war, so hat „Gott in Christus“ auch alles „getan und bezahlt“, um uns mit ihm zu versöhnen und neu zu werden (2 Kor 5,17.19.21).
Aber so wie der Überfallene Zeit brauchte, um gesund zu werden, so ist es auch mit Sündern. Sie brauchen „Wachstum“ (2 Ptr 3,18). Auch wenn sie Vergebung empfangen haben und das neue Leben schon begonnen hat, so ist doch noch die Sünde in ihnen (Röm 7,17) und um sie (1 Joh 5, 19).
Durch das Wirken des Heiligen Geistes herrscht die Sünde zwar nicht mehr im Leben der Chris- ten, sondern ist vielmehr „beherrscht“ (Gal 5,16), dennoch sind die Gläubigen nicht aus dem Kampf gegen die Sünde entlassen (Gal 5,13). Sie sind in diesem Kampf zum Sieg aufgerufen (1 Joh 2,1a). Es gilt ihnen aber auch der Trost, dass Gottes Vergebung nicht auf einmal beschränkt bleibt, sondern denen, die Buße tun, beständig gewährt wird. (1 Joh 2,1b; Hbr 7,25)
Luther hat diese Spannung zwischen Gerecht- sein vor Gott und dem Kampf mit der Sünde in der Welt anschaulich beschrieben. Das Wachstum in der Heiligung ist fortschreitend, vollendet aber wird es erst sein, wenn der „liebe Jüngste Tag“ herein- brechen wird: „Dieses Leben ist kein Fromm-sein, sondern ein Fromm werden, nicht die Gesundheit, sondern ein Gesund-werden, nicht ein Wesen, sondern ein Werden, nicht Ruhe, sondern Übung. Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber. Es ist noch nicht getan und geschehen, es ist aber im Gang und Schwang. Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg.“ Gottes Wille ist, dass wir „Tag für Tag mehr geheiligt werden.“
Ähnliche Gedanken findet man auch im Schrift- tum von Ellen White: Heiligung ist eine lebens- lange Erfahrung; der Kampf mit der Sünde ist an- dauernd, doch der Glaube schenkt den Sieg, auch wenn unser Kampf nicht aufhört, solange wir auf dieser Erde leben und der Gläubige in dieser Welt- zeit nicht sündlos ist.

Liebe, die in Taten sichtbar wird
„Der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.“ (Gal 5,6) Abschließend muss festgehalten werden, dass sowohl die Gerechtigkeit vor Gott als auch die Neuheit des Lebens auf den Glauben an Christus zurückgehen. Für den Apostel Paulus zeigt sich dieser Glaube in der Liebe und die Liebe in der Tat.
Um zu begreifen, was den Gläubigen mit der

Rechtfertigung und der Heiligung geschenkt ist, hat man die Rechtfertigung mit einem 100 Dollar-Schein verglichen, den ein Vater seinem Sohn schenkte. Dieser soll aber das Geschenk nicht für sich selbst behalten, sondern die hohe Banknote in kleine Scheine wechseln, um damit Gutes zu tun: Das ist die Heiligung, oder wie es Luther geschrieben hat: „So will ich einem solchen Vater, der mich mit seinen überschwänglichen Gütern so überschüttet hat, meinerseits frei, fröhlich und umsonst tun, was ihm wohlgefällt; ich will gegen- über meinem Nächsten eine Art von Christus werden, wie Christus es mir geworden ist, und will nur noch das tun, wovon ich sehe, dass es ihm nötig, nützlich und heilbringend ist, weil ich doch durch meinen Glauben an Christus alles zur Genüge habe.“

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