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Freitag, 24. November 2017

Der Sommer, der nie enden wird

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Die Reformation des 16. Jahrhunderts zählt zu den ganz großen Ereignissen der Menschheitsgeschichte. Für Historiker ist sie eine epochale Grenze zwischen Mittelalter und Neuzeit. Für gläubige Protestanten – und damit auch für uns Adventisten – stellt sie eine Intervention Gottes dar. Das Christentum sollte in Lehre und Leben wieder nach der Norm des biblischen Wortes und nicht nach den Überlieferungen der Menschen aus- gerichtet werden. Dies ist der Kern jener gewaltigen Umwälzung, die das „dunkle Mittelalter“ beendete. Ellen White schrieb dazu: „Der Protestantismus ... stellt ... den Satz auf, dass alle Menschenlehre den Aussprüchen Gottes untergeordnet sein soll.“

„Komm, lieber Jüngster Tag!“
Dieses wichtige Prinzip machte Martin Luther nicht nur zu einem Reformator in der Frage wie ein Mensch vor Gott gerecht wird, sondern auch in der Erneuerung der urchristlichen Haltung gegenüber dem Jüngsten Tag.
Auch mittelalterliche Christen glaubten an das zweite Kommen Christi, aber diese Verheißung war für sie primär ein Gegenstand der Angst und des Schreckens. Ohne Heilsgewissheit erschien das Ende als „Tag der Rache und des Entsetzens“, wenn der „Richter kommt, streng mit uns Gericht zu halten“, wie der mittelalterliche Franziskanermönch Thomas von Celano schrieb. Luther gab aufgrund seines Bibelstudiums der christlichen Enderwartung wieder die urchristliche Freude zurück, denn die christliche Hoffnung ist eine „bessere Hoffnung“ (Hbr 7,19), eine „lebendige Hoffnung“ (1 Ptr 1,3) und daher eine „selige [glückbringende] Hoffnung“ (Tit 2,13).

So wird die glühende Sehnsucht nach der Befreiung durch Christus, die der Reformator in seinem Glaubensleben verspürte, verständlich. Je älter Luther wurde, desto stärker wurde diese Erwartung. Die Verheißung von der Wiederkunft Christi war für ihn „eine liebliche und fröhliche Predigt“. Wenn der Tag nicht kommen sollte, wollte der Reformator nicht geboren sein. So wird begreiflich, dass er in den Kämpfen und Mühen seines Lebens nur einen Wunsch an Gott hatte: „Du hast den Tag verheißen, uns zu erlösen von allem Übel. So lass ihn doch nur kommen noch diese Stunde, wenn es sein sollte, und mach des Jammers ein Ende.“
Ein „Haben“ und „noch ­nicht­ Haben“
Das Leben des Christen in dieser Welt ist, wie Luther ausführte, ein Leben in Spannung. Der Stand des Gläubigen ist ein „Haben“ und zugleich ein „Noch-nicht-Haben“, ein „Sein“ und zugleich ein „Noch nicht-Sein“. Im Glauben haben Christen das Heil bereits, aber noch nicht im Schauen. Sie sind bereits gerecht vor Gott, leben aber noch in einer in sich gespaltenen und Gott entfremdeten Welt. Aus diesem biblischen „Schon“ und „Noch-nicht“ wird es verständlich, mit welcher Leidenschaft, Sehn- sucht und Freude Luther den Tag Christi erwartete. Denn wir, die wir durch einen vertrauenden Glauben an Gott die Gewissheit haben, dass uns das Heil geschenkt ist, werden, solange wir in Gott bleiben, mit glühendem Sehnen und tiefer Freude dem Tag entgegengehen können, an dem die persönliche Erlösung übergehen wird in die Erlösung der ganzen Schöpfung. „Hilf, lieber Herr Gott, dass der selige Tag deiner heiligen Zukunft bald komme.“

Die Zeichen der Zeit – eine „liebliche, fröhliche Predigt“
Die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi wurde beim Reformator mit zunehmendem Alter im- mer stärker, da er feststellen musste, dass mit der Menschheit und mit der Welt nichts mehr anzufangen war. Immer klarer wurde ihm, dass weder die Fürsten noch der Papst die Probleme der Welt lösen konnten. „Die Welt ist des Teufels Kind ... ihr ist nicht mehr zu helfen noch zu raten.“ „Kein Predigen, Rufen, Vermahnen, Dräuen und Flehen“ hilft mehr. Sie ist des „Teufels Wirtshaus“, in ihr gelten die „umgekehrten Zehn Gebote“, und daher ist und bleibt sie eine „Mördergrube“.
Nur das Kommen Christi könne noch helfen, denn in der Welt sind die Christen von „lauter Teufeln“ umgeben. Papst und Kaiser setzen ihre Hoffnung auf die Politik, die Menschen sehen in ihnen ihre „Heilande“. Luther aber mahnte, auf den „rechten Heiland“ zu warten, der seine Wiederkunft so gewiss verheißen hat.
Um seine Gemeinde in dieser Erwartung zu stärken, hat Christus auf die Zeichen der Zeit verwiesen: Naturkatastrophen und Kriege. Die deutlichsten Zeichen für Luther waren die großen Gefahren seiner Zeit, die auch heute noch Bedeutung haben: Der Glaubensverfall innerhalb der Christenheit und die Auseinandersetzung zwischen Islam und Christentum. Mit großer Besorgnis sah er das immer stärkere Abdriften der Papstkirche vom Evangelium und die Welle der islamischen Expansion, die schon ganz Südosteuropa überflutet hatte und 1529 sogar an die Tore Wiens brandete. Aber auch in der Undankbarkeit der Anhänger der Reformation im Hinblick auf das empfangene Licht sah er ein deutliches Gerichtszeichen: Ich will Deutschland wahrsagen, nicht aus den Sternen, sondern ich verkündige ihm den Zorn Gottes aus der Theologie ... Lasst uns nur beten und Gott und sein Wort nicht verachten!“ Luther zufolge geschehen alle Zeichen den Gläubigen zur Ermutigen und den Ungläubigen zum Gericht. Letztere haben gegenwärtig noch die „Gnade“, sich nicht darum zu kümmern, während Erstere wohl „Gottes Zorn“ in ihnen sehen können, der ihnen selbst jedoch nicht schaden wird, weil Gott die Seinen bewahrt.

Der Reformator wollte nicht darüber streiten, wie weit die Zeichen sich schon erfüllt hätten, persönlich war er aber der Überzeugung, dass die Zeichen „des Mehrteils schon geschehen sind“, und darüber kann sich der Christ – trotz Katastrophen und Not – nur freuen. An dieser Freude erkennt man die rechten Bibelausleger, denn die „Sternkündiger und Weissager“ – Luther dachte wohl an Astrologen und Esoteriker – reden nur von Katastrophen. Nur Christen können das „fröhliche, liebliche Wort ‚eure Erlösung‘“ aus Lukas 21,28 verstehen. daher muss die Wiederkunft Christi mit den Augen der christlichen Hoffnung gesehen werden, nicht mit den Augen der weltlichen Vernunft.Jetzt beißen die Christen in den „sauren Apfel“ und trinken ein „bitteres Trünklein“, aber hernach wird das „Süße“ kommen. Darum ruft Christus alle, die zu ihm gehören, jetzt auf, sich zu erheben und fröhlich zu sein. Selbst wenn die Verkündigung des Evangeliums von den meisten Menschen nicht positiv aufgenommen wird, wird der „kleine Haufe“ es verstehen und im Blick auf Christi Kommen arbeiten und beten, denn „es ist lang genug Winter gewesen, nun will auch einmal ein schöner Sommer kommen, und ein solcher Sommer, der nie mehr aufhören wird.“

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