Stille im Alltag
„Die Stille ist wie ein Sieb, mit dem
wir das Wertvolle vom Wertlosen trennen können.“ Carlos Martinez)
Ich stehe im
Stau. Die Zeit wird Knapp. Die Unruhe wächst. Vorausschauend hatte ich einen
(wechselnden) Spruch im Auto angebracht: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge
hinzunehmen, die ich nicht ändern kann...“ Der Zeitdruck bleibt, doch ich werde
ruhig. Ich umgebe mich mit Texten, die mich ermuntern – am Spiegel, in der
Küche, am Computer. Dort lese ich zum Beispiel: „Gott hilft spätestens
pünktlich.“
Es gibt
viele Möglichkeiten, kleine Inseln der Stille im Fluss der Arbeit aufzusuchen.
So kann ein Fenster im Büro ein Still vereinbarter Treffpunkt mit Gott sein, an
dem man für ein bis zwei Minuten still betet: Ich bin da, Vater, und du bist
auch da.
Kurze
Momente im Alltag, innehalten, tief durchatmen oder für einen Augenblick auf
dem Arbeitsweg in dem Bewusstsein stehen bleiben: Ich stehe unter dem Himmel
der Güte und Treue Gottes. Die Erde trägt mich, ich bin getragen, ich bin
behütet – mehr, als mir bewusst ist.
Autofahrten
oder Routinearbeiten im Haushalt, die Kopf und Herz Raum lassen, sind
Gelegenheiten für ein tägliches Gebet: Sprich zu meinem Herzen, verwandle mein
Leben und mache mich heil. Auch Unterbrechungen des Tagesablaufs, wie eine
verpasste Bahn oder Wartenzeiten beim Arzt, können unverhoffte Möglichkeiten
sein, die „Antenne“ auf Gott auszurichten – mit einem Dankgebet, einer Bitte
oder einem Segen.
Ein stiller
Moment am Abend, an einem vertrauten Platz, kann ein tägliches Ritual werden.
Indem der Tag vor dem inneren Auge vorbeizieht, das Kaleidoskop der Bilder sich
ordnet, können wir uns auf die Suche nach Gottes Handschrift in dem vergangen
Tag machen. Dabei helfen Fragen wie: Wofür bin ich dankbar? Wen kann ich Gott
anvertrauen? Was will ich loslassen?
Wo immer wir
zur Ruhe vor Gott kommen, fließen die Erfahrungen der Stille in den Alltag
hinein. Es wird nicht ausbleiben, dass sich Übungen wie diese befreiend auf
unsere Seele auswirken.
Von Glauben-Hoffen-Singen Liederbuch, 1. Auflage, 2015
Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent-Verlag, Lüneburg
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen